„Die Hölle sind immer die anderen“*

So überschreibt der Autor des Tagesspiegels seinen Versuch einer Konzertkritik am 24.1.2024. Er hatte ein Konzert in der Berliner Philharmonie besucht und musste feststellen, dass die Randbedingungen für den Besuch des Konzerts von Jan Lisiecki im kleinen Kammermusiksaal nicht ideal waren.

Neudeutsch: Die Customer Journey war eine Katastrophe.

Lange Schlangen an der Garderobe, lange Schlangen an der Gastrotheke (um zu erfahren, dass die Möglichkeiten zur Vorbestellung für die Pause erschöpft waren), lange Schlangen beim Programmheftverkauf (der wohl zentralisiert wurde, statt ihn den Schließer:innen zu überlassen).

Zu allem Überfluss gab es auch reichlich Zuspätkommende, die während des Konzertes eingelassen wurden und ein junger Mann wechselte mehrfach den Platz um einen besseren Standpunkt für seine (Insta?)-Fotos zu finden.

Und dann noch dies:

Die Konzentration jedenfalls ist massiv gestört, auch beim Solisten – und dann beginnt zu allem Übel auch noch die Katarrhsis: ein ohrenbetäubendes Husten und Prusten, polyfon aus allen Ecken des Saales, mal erfolglos unterdrückt, mal hemmungslos rausplatzend.

Wenn das die Zukunft des Konzerts mit neuem Publikum sein soll, dann muss man leider sagen: careful what you wish for!

Quelle: Kolumne „Der Klassiker“ (Folge 54): Die Hölle sind immer die anderen, Tagesspiegel, 24.1.2024

* Zitat von Jean-Paul Sartre aus seinem Theaterstück „Geschlossene Gesellschaft“ (1944)