in Publikumsschwund

Wir wollen alle erreichen! | Die Deutsche Bühne

Die Mai-Ausgabe der Zeitschrift „Die Deutsche Bühne“ widmet sich in einem Special dem Thema Publikumsschwund. Den Auftakt zum Special macht die Mainzer Dramaturgin mit ihrem Beitrag „Wir wollen alle erreichen!“.

Leider, finde ich, trifft sie dabei nicht den richtigen Ton, sie macht sich zu Beginn ihres Textes erst einmal über Marketingexperten lustig, die es ja auch an jedem Theater, jeder Oper und jedem Konzerthaus ist. Hier bezieht sie sich auf externe Experten und schreibt ironisch über Kulturmanager:

„Diese Situation kennt, zumindest glaube ich das, jede Kollegin und jeder Kollege aus der Öffentlichkeitsarbeit am Theater: Uns sitzt ein Kulturmanager gegenüber, ein Experte, der sich gut auskennt in der Welt des Marketings. Er (meistens ist es ein Er) bietet seine Expertise an, denn er ist Fachmann, hat übrigens auch einen Lehrauftrag an der Hochschule, und große Firmen suchen seinen geschätzten Rat. Ein solches Gespräch beginnt gerne mit beiläufig platzierten Eingangsfragen: „Kennen Sie eigentlich Ihr Publikum? Wen wollen Sie erreichen? Welche Zielgruppen?“ Und natürlich weiß er schon die Antwort, die er mit mitleidigem Lächeln entgegennimmt: „Also, eigentlich wollen wir ja alle erreichen …““

Ich finde das wenig hilfreich. So hat der Deutsche Bühnenverein vielleicht vor 20 Jahren reagiert, da war „Marketing“ noch ein Unwort. Mittlerweile werden Heerscharen von Kulturmanagern ausgebildet in Hochschulen in Hamburg, Ludwigsburg, Wien und andernorts. Und überall macht man sich Gedanken über Publikum, Zielgruppen, Erreichbarkeit, Segmentierung und Ansprache. Kundenbindung ist auch für Kultureinrichtungen das A&O. Einrichtungen mit schwachen Kundenbindungen haben sicher mehr Publikum während der Pandemie verloren als andere.

Marketing ist eben doch mehr als: „Die Vorstellung morgen abend ist schlecht verkauft, machen Sie mal schnell was!“

Quelle: Wir wollen alle erreichen! | Die Deutsche Bühne, Kostenlose Leseprobe in der Ausgabe 5/2022


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