In Groß-Britannien wird seit Jahren intensiv Zuschauerforschung betrieben. The Audience Agency ist eine der Agenturen, die sich sehr intensiv mit Publikumsforschung beschäftigt. Der große Vorteil in UK: Daten werden über Schnittstellen von den Ticketingssystemen abgefragt und zusammen mit Zuschauerbefragungen ausgewertet.
The Audience Agency veranstaltet monatlich sog. Tea Breaks, in denen kurz&knapp (ein Format, dass wir vom IKTF kennen), neueste Erkenntnisse vorgestellt und besprochen werden.
Am 15.3.2023 wurden einige Erkenntnisse für 2022 vorgestellt, die Session wurde wie immer aufgezeichnet und steht demnächst mit der Präsentation zur Verfügung.
Hier ein Grafik, die auf die Genres schaut (vertikal) und auf die Anzahl von Veranstaltungen, Ticketkäufer und den Erlös.

Deutlich erkennbar ist, dass Musicals und Christmas Shows (Panos, eine Besonderheit im angelsächsischen Raum, für die ich Deutschland keine Entsprechnung kenne) zurückgekommen sind sowohl in der Anzahl der Performances, als auch bei Ticketkäufern. Der Erlös ist 26% über dem Vergleichszeitraum, was wegen der Kostensteigerungen und der Inflation auch notwendig ist.
Erkennbar ist auch, das Klassische Musik und Schauspiel deutlich unter dem vorpandemischen Niveau geblieben sind. Bei Orchestern ist die Anzahl der Veranstaltungen gleich hoch wie vorher mit deutlich weniger Besucher:innen (-20%), was sich in deutlich niedrigeren Erlösen zeigt. Die Anzahl der Veranstaltungen im Schauspiel ist deutlich niedriger, kombiniert mit weniger Besucher:innen sind auch hier die Erlöse um 32% eingebrochen.
Als nächstes ein Grafik, die auf die Genres schaut (vertikal) und auf die Besuchergruppen (horizontal). Die Besuchergruppen sind codiert/segmentiert in z.B. Metroculturals / Fronline Families / Trips & Treats / Commuterland Culturebuffs et al. Eine komplette Zusammenstellung findet sich hier.

In der Mitte erkennt man vertikal zwei große Trends: bei T&T (Trips & Treats = „Mainstream arts and popular culture fans influenced by children, family and friends“) deutliche Steigerungen bei Musical, Christmas Shows und Dance, bei den H&H (Home & Heritage = „Rural and small town pensioners attracted to daytime activities and historical content“) deutliche Einbrüche über alle Genres, besonders stark beim Schauspiel und Orchestermusik. Deutliche Einbrüche sind auch sichtbar bei den CC (Commuterland Culturebuffs (2. von links)) über mehrere Genres. Die Vermutung hier ist, dass durch viele Home Office – Beschäftigte weniger Pendler in die City fahren und weniger Gelegenheit zum Besuch kultureller Veranstaltungen haben. Aber: einige größere Veranstalter in der City beteiligen sich nicht an den Audience Finder Daten, da ergeben sich möglicherweise Unschärfen.
Ein Blick nach draußen lohnt sich immer. Ich empfehle daher allen Interessierten, sich für den Audience Agency Newsletter zu registrieren und gelegentlich an den monatlichen Sessions von ca. 30 Minuten teilzunehmen.
Quelle: Tea Break. The Audience Agency, Online Webinar, 15.3.2023
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