Die Theaterstatistik 2021/22 des Deutschen Bühnenvereins ist erschienen (wie berichtet).
In Ergänzung meines ersten Beitrags zur neuen Theaterstatistik möchte ich noch mal einen Blick auf ein besonderes Kapitel werfen, das erst mit der Pandemie aufgekommen ist: Digitale Angebote, die gestreamt wurden.
Daten dazu wurden erstmals in die Theaterstatistik 2020/21 aufgenommen, diese wurden allerdings wegen der mangelnden Vergleichbarkeit nicht in die Summentabellen integriert. Der Grund: Ein Besuch im Theater ist klar definierbar, wie viele Menschen aber gemeinsam vor einem Bildschirm sitzen, ist nicht klärbar.
Die Zahlen der beiden Spielzeiten mit digitalen Angeboten gegenübergestellt, ergibt dieses Ergebnis:
Leider waren die Daten in der Theaterstatistik 2020/21 fehlerhaft, insbesondere die Zahlen für das Deutsche Theater in Berlin und das Nationaltheater in Weimar schienen sehr aus der Reihe zu fallen:
Anrufe bei beiden Häusern ergaben, dass hier wohl Zahlen falsch übermittelt wurden, möglicherweise wurden Veranstaltungen und Besuche verwechselt – aber selbst dann ergeben die Zahlen nicht wirklich Sinn. Der Bühnenverein wurde informiert in der Hoffnung auf Revision, die ist anscheinend aber nicht erfolgt.
Die folgende Tabelle enthält die Zahlen 2020/21 für Streaming-Produktionen nach Bundesländern. Die Spalte DBV enthält die Angaben aus der Theaterstatistik, die Spalte daneben verzichtet auf die Daten vom DT Berlin und DNT Weimar:
Wenn man die offensichtlich fehlerhaften Zahlen für Berlin und Weimar mangels anderer Zahlen weglässt, ergibt sich diese Auswertung (unter der Annahme, dass alle anderen Zahlen korrekt sind, die Nutzer:innen-Zahlen wurden nicht korrigiert):

Bildlich dargestellt wird noch einmal klarer, wie stark die Nutzung digitaler Angebote zurückgegangen ist:
Wenn man übrigens die Besuche vor Ort (1.976.575) und die digitalen Nutzer:innen (bei der Annahme von min. 1 Person pro digitalem Besuch) von 128.126 addiert, dann beträgt der Anteil der digitalen Nutzer:innen an der Gesamtbesuchszahl von 2.104.701 gerade mal 6,1%.
Die Spielpläne der Folgespielzeit 2022/23 enthielten noch einmal deutlich weniger digitale Angebote, die Menschen gehen offensichtlich doch lieber ins Theater und erleben das Bühnengeschehen vor Ort. Näheres erfahren wir in der nächsten Theaterstatistik 2022/23, die wahrscheinlich in 2025 erscheinen wird – vielleicht werden dann die Spalten mit Angeboten zu Streaming-Daten nicht mehr weitergeführt.
Quelle: Theaterstatistiken 2020/21 u. 2021/22 des Deutschen Bühnenvereins
Entdecke mehr von Publikumsschwund
Melde dich für ein Abonnement an, um die neuesten Beiträge per E-Mail zu erhalten.
Webmentions
[…] Ein Wort noch zum digitalen Angebot des Burgtheaters (in der Theaterstatistik des Deutschen Bühnenvereins mittlerweile für zwei Spielzeiten – s. Blogbeitrag): […]
[…] In einem weiteren Beitrag schaue ich etwas genauer auf die Zahlen zu den digitalen Formaten (spoiler alert: nur […]