in Publikumsschwund

Theaterstatistik 2020/21 erschienen

Die Theaterstatistik des Deutschen Bühnenvereins DBV für die Saison 2020/21 ist am 23.2.2023 erschienen und erstmals vollständig kostenlos als PDF-Download verfügbar.

Aus der Pressemeldung des DBV:

Die digitale Theaterstatistik 2020/2021 des Deutschen Bühnenvereins dokumentiert die Auswirkungen der drastischen, pandemiebedingten Schließungen auf die Theater und Orchester. Erstmals bildet die Theaterstatistik auch die Zahl der Nutzer:innen der kostenpflichtigen Digitalangebote der Bühnen ab.

Die Anzahl der Veranstaltungen und die Zahl der Besucher:innen sind als Folge des zweiten, lange andauernden Lockdown ab November 2020 signifikant gesunken. Auch die Zahl der Besucher:innen ging deutlich zurück. Im Bereich der Personalzahlen zeigt sich bei den Fest-Beschäftigten weiterhin die positive Auswirkung der Anmeldung zur Kurzarbeit, so dass die Anzahl der ständig Beschäftigten nahezu konstant blieb. Bei den unständig Beschäftigten wird, bedingt durch die erheblich geringere Anzahl an Veranstaltungen, ein deutlicher Rückgang von 30 Prozent im Vergleich zum Vorjahr verzeichnet.

Staats- und Stadttheater, Landesbühnen und Orchester (inklusive Theaterorchester) sowie Privattheater und Festspiele teilten 2020/2021 ihre Einnahmen und Ausgaben, Personalangaben, Besuchszahlen und Veranstaltungen mit. Die Statistik ist das umfangreichste Nachschlagewerk über die kulturelle und wirtschaftliche Bedeutung der Theater und Orchester in Deutschland.

Die Theaterstatistik ist sehr hilfreich zur Beurteilung historischer Entwicklungen. So konnte ich daraus eine historische Übersicht der Entwicklung Besuche-Zahlen bei Abonnements und Besucherorganisationen erzeugen (Blogbeitrag hier). Die Theaterstatistik mit den Bänden seit den 60er Jahren ist in in vielen Bibliotheken verfügbar, z.b. auch in Bremen in der UniBib.

Aufgrund der Pandemie waren die Häuser teils noch geschlossen, teils gab es nur eingeschränkte Platzzahlen, teils sind Vorstellungen aufgrund von Krankheiten im Ensemble ausgefallen.

Die Zuschüsse pro Platz sind immer ein interessanter Indikator, für die hier ausgewertete Saison sind die Zahlen natürlich besonders schlecht, die Vergleichszahl zur Saison 2019/20, die ja auch schon ab Mitte März 2020 deutlich geschwächt war, wird mit angegeben (zum Vergleich 2018/19: €141,15).

Rot gekennzeichnet: der Betriebszuschuß pro Besuch in Euro
Quelle: Theaterstatistik 2020/21
Deutscher Bühnenverein

Die Besuche sind natürlich dramatisch eingebrochen auf 2,17 Millionen. Interessant und hilfreich wäre es gewesen, zum Vergleich nicht nur die Saison 2019/20 zu zeigen, sondern auch noch die letzte vollständige Saison vor Corona. Die Gesamtzahl der Besuche in 2018/19 betrug 20.346.100, ein Einbruch um ca. 90% zu 2020/21.

Besonders dramatisch ist wegen der vielen Schulschließungen und eingeschränkten Platzverfügbarkeit durch Hygienemaßnahmen der Rückgang bei den Besuchen von jungen Menschen. Nur noch 11,5% der Karten gingen an sie im Vergleich zu 18.7% davor (zum Vergleich: 84,2% in 2018/19).

Besuche von Veranstaltungen, rot gekennzeichnet: Kinder- und Jugendkarten, Studierende
Quelle: Theaterstatistik 2020/21
Deutscher Bühnenverein

Die Summentabellen waren immer eine große Hilfe bei Auswertungen wie oben. Diese standen beim Bühnenverein (schon immer) kostenlos als PDF-Dateien zur Verfügung.

Das jetzt die gesamte Theaterstatistik kostenlos zum Download zur Verfügung steht, ist natürlich begrüßenswert.

Aber: als ich in der Ankündigung in einem Newsletter des DBV im Dezember las, dass die Statistik digital zur Verfügung gestellt wurde, hat meine Fantasie gleich Purzelbäume geschlagen und ich dachte an eine Art Data Warehouse, mit dem geneigte Interessierte auch selbst beliebige Auswertungen erzeugen könnten.

Dass jetzt der Band einfach nicht mehr gedruckt wird, sondern der gleiche Inhalt (nur noch) als PDF zur Verfügung gestellt wird, ist natürlich in vielerlei Hinsicht begrüßenswert, enttäuscht aber dennoch, da die Daten nicht weiterverarbeitbar sind …

Und natürlich stellt sich die Frage der Ablage. Die Statistiken aus den 60ern kann man problemlos in der UniBib und anderswo einsehen. Wo aber jemand in 60 Jahren die Daten der Theaterstatistik auswerten wird, kann ich heute nicht mal vermuten (das ist aber natürlich nicht nur ein Problem des DBV) …

Quelle: Theaterstatistik. Deutscher Bühnenverein (erstmals kostenloser Download der gesamten Theaterstatistik als PDF)

Korrektur: In der ersten Fassung hieß es fälschlicherweise, die Theaterstatistik 2021/22 sei erschienen.


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