
Foto: Rainer Glaap
Wegen der anhaltenden Kritik an ihrer Leitung des Züricher Schauspielhauses hatten die beiden Intendanten Benjamin von Blomberg und Nicolas Stemann für den 19-1-2023 einen „Publikumsgipfel“ im Theater angesetzt.
Leider wurde der Abend nicht gestreamt, so dass zur Zeit nur ein Bericht der NZZ dazu vorliegt.
Stemann habe den Abend mit diesem Zitat eröffnet:
Reihenweise Abo-Kündigungen, halbleere Ränge, Klassiker, die dem Zeitgeist zuliebe zur Unkenntlichkeit entstellt werden.
Das stamme aber nicht aus der aktuellen Diskussion, sondern sei ein Satz aus einem Zeitungsartikel von 2002 zur Intendanz von Christoph Marthaler, der damals auch arg unter Beschuß gestanden habe.
Der Abend sei gut besucht gewesen, schreibt der Berichterstatter Ueli Bernays, aber nicht voll. Das Publikum sei sehr gemischt gewesen, was sich in unterschiedlichen Ansichten zum Programm, zu Inszenierungen, zum Gendern etc. niedergeschlagen habe – was zu erwarten war.
Das Publikum sei eher weniger zu Wort gekommen, wenn, habe es Forderungen nach besserer Verständlichkeit bei den Einführungen, größere Ensembles, mehr Klassiker, weniger Klassiker etc. gegeben. Über die Englisch-Übertitelung sei sogar abgestimmt worden, die Mehrheit sei für die Beibehaltung gewesen.
Zur Forderung von Teilen des Publikums nach klassischen Texte wird Stemann so wiedergegeben:
Solidarisches Klatschen seitens der älteren Semester im Saal. Aber Stemann machte sofort klar, dass da kaum Entgegenkommen zu erwarten sei. Die Inszenierung von Texten habe schon immer zu Konflikten geführt. Und für viele sei die originale Inszenierung einfach diejenige, die sie in der Kindheit erlebt hätten.
Solche gut besuchten Veranstaltungen zeigen, wie hoch die Kundenbindung der Zuschauer:innen ist. Solange Kritik vorgebracht wird, ist nichts verloren. Wie sich die Besuchszahlen in Zukunft entwickeln werden, werden wir sicher alle, und nicht nur in Zürich, genau beobachten.
Quelle: Sehr verehrtes Publikum! Die Schauspielhaus-Intendanz sucht den Dialog mit Freund und Feind. NZZ, 20.1.2023 (Paywall)
Ergänzung am 24.1.2023
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