in Publikumsschwund

Runter vom Sofa, ihr Netflix-Kartoffeln!

Club-Auftritt. Photo form PxHere

So persönlich und direkt und fast schon aggressiv schreibt Christoph Twickel am 20.9. auf Zeit-Online.

Er bezieht sich vor allem auf die Lage von Clubs und kleineren Konzertveranstaltern, die heute im Schnitt eine Auslastung von 30 bis 40% beklagen. Er fragt sich, wo denn jetzt alle die seien, die während der Pandemie so geklagt hätten über Konzert-Entzug und Ausgangssperren.

Dazu kämen No-Show-Raten von 30% oder mehr – also von Leuten, die ein Ticket besitzen, die Veranstaltung (die ev. schon mehrfach verschoben werden musste) aber nicht mehr besuchen.

Die üblichen Erklärungen mit Energiekrise und Inflation ziehen für ihn nicht, die Restaurants und Hotel seien bestens besucht. Warum also die Konzerte nicht?

Die Vermutung des Autors: die Experimentierfreudigen, die vor Corona gerne kleinere Clubs und auch schon mal nicht so bekannte Acts besucht haben, würden heute von YouTube, Spotify, Netflix u.a. und anderen ohne Ende in ihrer eigenen Filterblase mit Vorschlägen so gefüttert, dass die Neugier auf interessante Live-Acts verloren gegangen sei.

Seine Dystopie schildert er so:

Wenn wir aufhören, neugierig zu sein, wenn wir auf unseren Netflix-Sofas bleiben, statt uns dem Unerwarteten, Eigensinnigen, Neuen und Unbekannten auszusetzen, werden die Szenen, aus denen neue Musik entsteht, veröden. Dann werden wir dazu verurteilt sein, in riesigen Stadien den immer greiser werdenden Superstars zuzujubeln.

Auch Rocko Schamoni, der Hamburger Künstler, hatte vor einiger Zeit fast schon verzweifelt gerufen: „Kommt von den Sofas!

Quelle: Runter vom Sofa, ihr Netflix-Kartoffeln! Zeit Online, 20.9.2022 (Paywall)


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