
Auf der letzten Sitzung der bremischen Kulturdeputation wurde ausführlich diese gerade veröffentlichte Studie vorgestellt:
Evaluation des Projektes
Senator für Kultur
„Freier Eintritt und OutreachProgramme in Museen“ im Rahmen
des Bremen Fonds
im Auftrag des Senators für Kultur
Bremen
Die Studie lief vom Juli 2022 bis März 2024. Untersucht wurde von der Bremer Gesellschaft markt.forschung.kultur, wie die von insgesamt sechs teilnehmenden Bremer Museen durchgeführten Outreach-Programme funktionierten.
Teilgenommen hatten diese Bremer Museen:
- Focke-Museum
- Gerhard-Marcks-Haus und Wilhelm Wagenfeld Haus (in Kooperation mit Kultur vor Ort)
- Kunsthalle Bremen
- Museen Böttcherstraße (in Kooperation mit div. Stadtteilbibliotheken)
- Übersee-Museum
- Weserburg
Zur Einordnung der Maßnahmen sagte die vorstellende Mitarbeiterin: „Freier Eintritt allein bringt wenig.“
Und machte anschließend deutlich, welche Maßnahmen von den Kultureinrichtungen durchgeführt wurden und welche Projekte wie erfolgreich wurden. Dabei wurde sorgfältig darauf geachtet, neue Publika zu gewinnen, die sonst eher museumsfern sind. Auch wurde nicht mit den Schulen und Lehrer:innen gearbeitet, die sonst immer kommen – es wurden bewußt neue Schulen angesprochen.
Bestätigt hat sich bei diesem Outreach-Projekt wieder einmal ein Spruch, der Karl Valentin zugeschrieben wird:
„Kultur ist schön, macht aber auch viel Arbeit.“
markt.forschung.kultur fasst die Ergebnisse u.a. so zusammen:
Die reinen Zahlen zeigen: Die Outreach Projekte der Museen erreichten viele Menschen, insgesamt ca. 10.600. Die meisten dieser Menschen entsprachen der Zielgruppe und waren bisher wenig mit Museen in
Berührung gekommen.
2.700 Kinder und Jugendliche mit über 250 Begleitpersonen und über 3.000 Erwachsene und Familien besuchten im Zuge des Projektes die Museen. Ca. 1.300 Menschen aus asiatischen, arabischen und ukrainischen Communities konnten für einen Museumsbesuch gewonnen werden. Ca. 1.000 Quartiersbewohnerinnen wurden auf Treffen und Veranstaltungen im Stadtteil erreicht. Über 2.000 Teilnehmerinnen malten vor der Kunsthalle. Mehrere Tausend Menschen besuchten die frei zugänglichen Feste in den Museen, die sich allerdings an alle Bürger*innen und nicht explizit an die Zielgruppen wandten.Um diese Teilnehmendenzahlen zu erreichen, wurden über 50 Workshops verwirklicht, über 150 Führungen veranstaltet, ca. 100 Treffen in den Quartieren durchgeführt und ca. 250 Lehrkräfte bzw.
Betreuerinnen der Kinder und Jugendlichen waren involviert. Es wurden Netzwerke mit unzähligen Projektpartnerinnen und Multiplikator*innen aufgebaut.Der Einsatz, den die Museen und die betreuenden Personen leisteten, so sieht man, war enorm. [Hervorhebung von mir.]
Für das Projekt waren 400.000 Euro bereitgestellt wurden. Bezogen auf die einzelnen Teilnehmer:innen heißt das:
Ein Blick auf die Zahlen zeigt auch, dass er effektiv war: Wenn die eingesetzten Fördermittel auf die gut 10.600 erreichten Personen umgelegt wird, kostete jede erreichte Person durchschnittlich 35 Euro. Im Vergleich mit anderen Arten der Finanzierung öffentlicher Kultur(institutionen), z.B. von Theaterplätzen, scheint dies kein zu hoher Preis zu sein. Klar wurde, dass verschiedene Konzepte bzw. die Erreichung verschiedener Zielgruppen einen unterschiedlichen Einsatz finanzieller Ressourcen erfordern.
In der Diskussion begrüßten alle Mitglieder der Kulturdeputation die Erkenntnisse und waren sich weitgehend einig, dass solche Maßnahmen eigentlich verstetigt werden müssten. Dazu bedürfe es allerdings weiterer Mittel und zusätzlichem Personal. Ob dazu allerdings in Bremen als Haushaltsnotlageland Mittel bereitgestellt werden können, ist mehr als fraglich.
Quellen
Pressemitteilung des Senats: https://www.senatspressestelle.bremen.de/pressemitteilungen/kulturdeputation-nimmt-abschlussbericht-zum-outreach-programm-der-bremer-museen-entgegen-455865?asl=bremen02.c.732.de
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[…] Es blieben aber Fragen offen. In ähnlich gelagerten Projekten zum freien Eintritt ist eine Erkenntnis vorherrschend: es finden mehr Besuche statt, ob es mehr Besucher:innen gibt, ist nur durch Besucherbefragungen möglich. Häufig ist der Effekt, dass die, die sonst kommen, bei freiem Eintritt einfach öfter kommen (s. div. Blogbeiträge zu diesem Thema, zuletzt zu einem ähnlich gelagerten Projekt in Bremen mit dem Titel „Freier Eintritt allein bringt wenig!„). […]