
In der Frankfurter Sonntagszeitung schrieb Ralph Bollmann unter dem Titel „Warten auf den Herbst“ über die Stimmung an den Theatern und bei einigen Intendanten.
Die Mehrzahl der Theaterleute scheint nach einer ersten Phase der Irritation fest entschlossen zu sein, mit Optimismus in den Herbst zu schauen. Ständiges Gejammer, das haben die Klügeren unter den Intendanten schon in den Kürzungsdebatten der Neunzigerjahre gelernt, schadet nur dem Geschäft.
Carsten Brosda, Präsident des Deutschen Bühnenvereins und Senator für Kultur in Hamburg, befragt, ob es erkennbare Muster für gute oder schlechte Auslastungen gebe, sagt, er sehe keine. Man könne nicht pauschal sagen, was funktioniere und was nicht und ob größere Häuser ehe betroffen seien als kleinere (oder umgekehrt).
Bollmann stellt dann die Frage, ob der Eventcharakter und das „Drumherum“ nicht eine größere Bedeutung haben sollten:
In den Niederlanden oder dem Vereinigten Königreich, den alten Handelsnationen, die ihre Kulturbetriebe traditionell sparsam subventionieren, ist das längst üblich: Vielerorts gibt es das Programmheft gratis, bisweilen sogar die Getränke in der Pause. Einige Tage im Voraus kommt eine Mail, die auf gastronomische Angebote oder Parkmöglichkeiten hinweist, hinterher gibt es eine Nachbereitung.
Dazu zitiere ich meinen Kommentar auf nachtkritik.de:
Diese Art von Servicemails bieten auch viele deutsche Theater, Opern – und Konzerthäuser auch seit Jahren an. Das bieten vollständig automatisierbar einige Ticketingsysteme (z. B. von Eventim) schon lange (s. Konzerthaus Berlin, BE, Deutsches Theater, Theater Bremen und und und)…
Kostenlose Programmhefte gibt es gelegentlich auch in Deutschland (zumindest für Abonnenten, z.b. bei der Deutschen Kammerphilharmonie Bremen, auch in der Elbphilharmonie gab es das schon häufig). Ein kostenloses Getränke in der Pause bietet z.b. auch die Deutsche Kammerphilharmonie an, für alle Mitglieder des Fördervereins.
„Kostenlos“ ist allerdings ein dehnbarer Begriff, denn Kosten entstehen, jemand muss sie tragen. Im Zweifel der Steuerzahler beim deutschen Stadt- und Staatstheater.
Und: die Leute gehen nicht nicht ins Theater, weil es kein kostenloses Glas Sekt gibt…
Die Problematik des Publikumsschwunds liegt ja ganz woanders…
Quelle: „Wird es jemals wieder voll?“ (Paywall, Abweichender Titel), 27.8.2022
Quelle: Theater als Event, nachtkritik.de, mein Kommentar, 28.89.2022
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