in Publikumsschwund

Kinder- und Jugendtheater: Zahlen der Theaterstatistik wohl weniger belastbar als gedacht

In meinem Buch „Publikumsschwund?“ berichte ich ausführlich über einzelne Sparten (oder Genres), darunter auch über die Sparte Kinder- und Jugendtheater. Die Besuchszahlen für diese Sparte werden seit der Spielzeit 1972/73 in der Theaterstatistik des Deutschen Bühnenvereins gesondert ausgewiesen, davor waren die Zahlen in den Zahlen für das Schauspiel enthalten.

Die Entwicklung der Besuchszahlen im Kinder- und Jugendtheater. Die Zahlen werden seit 1972/73 gesondert abgefragt, hier sind sie wegen der Darstellung im 5-Jahres-Zeitraum erstmals sichtbar in 1975/76.

Für die Darstellung der Besuchszahlen in der Metropolregion Nord (Bremen, Bremerhaven und Oldenburg) war aufgefallen, dass das Theater Bremen eine starke Verschiebung bei den Besuchszahlen zeigt zwischen Schauspiel und Kinder- und Jugendtheater. Bei näherem Hinsehen könnte es sein, dass die Besuche der Familienstücke (früher auch: Weihnachtsmärchen) seit 2018/19 (oder früher, ich zeige in der Regel Zahlen im Abstand von 5 oder 10 Jahren mit Ausnahme der letzten vollständigen vorpandemischen Spielzeit 2018/19) dem Schauspiel zugerechnet werden und nicht mehr dem Kinder- und Jugendtheater (in Bremen eine eigene Sparte mit dem MOKS und dem Jungen Theater).

Hier die Grafik zu Bremen, auffällig sind die Veränderungen bei den grün dargestellten Besuchszahlen im Kinder- und Jugendtheater:

Da im gleichen Zeitraum die Schauspielzahlen dramatisch ansteigen, liegt die Vermutung nahe, dass hier eine Verschiebung stattgefunden hat. Das Theater hat sich dazu auf Nachfrage bisher nicht geäußert.

Ich habe dann versucht, die Vorgehensweise einiger Theater in Deutschland zu diesem Thema zu erfragen: Gehört das Famlienstück statistisch zum Kinder- und Jugendtheater oder zum Schauspiel?Dazu konnte ich über das Forum Controlling am Lehrstuhl für Kulturmanagement in Ludwigsburg den Mitgliedern des Forums die entsprechende Frage stellen (Danke an Frau Schneidewind vom Forum für die Unterstützung!).

Die Antworten verteilen sich so:

Leider hat nur eine kleine Anzahl von Theatern geantwortet, sodass die Aussage nur eine Momentaufnahme ist.

Klar wird aber, dass die reine Genrebetrachtung Schauspiel oder Kinder- und Jugendtheater nicht leicht ist, da es offenbar zwei Standards gibt.

Aufschluss gibt dann die Betrachtung nach den Kartenarten (übernommen aus dem oa. Blogbeitrag über die Metropolregion Nord-West:

Die folgende Grafik stellt die Verkäufe über die verschiedenen Kartenarten seit 2005/06 dar, rot zeigt den Verlauf der Schülerkarten an, die 2022/23 schon auf 26,2% gestiegen sind. Das Familienstück findet immerhin hier seinen Niederschlag.

Schreiben Sie mir, wie Ihr Theater es hält, ich bin neugierig: rainer@glaap.de.


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