in Publikumsschwund

Ist die Kritik am Dynamic Pricing von OASIS berechtigt? – 3sat-Mediathek

In der 3sat-Mediathek ist ein Beitrag abrufbar, der sich mit der Preispolitik von Oasis beschäftigt, die kürzlich eine Tournee angekündigt haben und deren Vorverkauf, sagen wir, holprig verlief. Nun gibt es (erneut) eine Diskussion, ob Tickets (viel) zu teuer seien, ob die falschen Leute (Firmen) daran verdienen würden und ob solche Preise gerecht wären.

Mein Kommentar:

  • Es gibt kein Menschenrecht auf den Erwerb von Taylor Swift -, Bruce Springsteen – oder auch OASIS – Tickets. Kulturelle Teilhabe entscheidet sich nicht an den Top 5 Künstler:innen der Welt.
  • Die Preise für Tickets entscheidet IMMER der/die Künstler. Die Höhe der Vorverkaufsgebühr entscheiden die Künstler. Ob Dynamic Pricing eingesetzt wird, entscheiden die Künstler. Wer sich, wie Oasis, darauf herausredet, man habe das seinem Management überlassen von nichts gewusst, sagt wahrscheinlich nicht die Wahrheit.
  • Der angemessene Preis für ein Ticket ist nicht, in Erinnerung an „goldene Zeiten“ in den 80er Jahren, das heutige Äquivalent der 80 DM, die Bertold Seliger damals für ein Rollings-Stones-Ticket bezahlt hat (zu heutigen Preisen ca. 100 Euro). Der Markt bestimmt bei vielen Gütern den Preis (Urlaub, Flüge, Hotels, Benzin, Heizöl, etc. pp), warum nicht beim Ticket?
  • Wenn 10 Millionen Menschen ein Ticket für eine Show wollen, für die 1 Million Tickets zur Verfügung stehen, werden 9 Millionen Menschen unglücklich, weil sie kein Ticket bekommen können. Da hilft auch nicht das Geschimpfe auf die Ticketingplattformen. Die arbeiten ab, was sie können (oft gestört von Bots, die Tickets für den Zweitmarkt kaufen wollen, wo sie dann noch teurer sein werden) und verkaufen in geordneten Zügen (hofft man. Dahinter stehen riesige Serverkapazitäten. Die könnte man vielleicht noch erhöhen, dann wären die 9 Millionen ohne Ticket eben schneller unglücklich als jetzt.
  • Menschen bezahlen für Dinge und Erlebnisse das, was sie ihnen wert sind. Das gilt für iPhones, teure Autos, besondere Urlaube und eben Konzerterlebnisse. Wenn Taylor Swift, Bruce Springsteen und Oasis bei den jetzigen Preisen ausverkauft sind, würde der Markt noch ganz andere Preise hergeben. Der Fehler ist da sicherlich, zu billig einzusteigen (Oasis bei 100 Pfund, und dann wirds beim Checkout teuer).
  • Konzerte sind Business. Viele Leute wollen daran Geld verdienen. Auch die Künstler. Alles andere ist Sozialromantik.
  • Wer günstig in Konzerte gehen möchte: Es gibt unendlich viele Angebote landauf landab. Mit dem Besuch dieser Konzerte unterstützt man vielleicht die nächste Taylor Swift und hat auch viel Spaß gehabt.

Ich habe viele Jahre im Ticketing gearbeitet und immer gesagt, wenn gefragt, was wir so treiben: „Wir machen Menschen glücklich!“ Klappt aber bei zu großer Nachfrage immer nur bedingt, s. oben.

Quelle:

https://www.3sat.de/kultur/kulturzeit/filmfestival-venedig-stars-und-diven-am-lido-sendung-vom-06-09-2024-100.html (Oasis ab ca. 7:40, Bertold Seliger Interview danach)


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