in Publikumsschwund

„Fünfzig Prozent sind das neue Ausverkauft.“

Uwe Mattheiß konstatiert am 1. Juni im Wiener Standard, dass der Publikumsschwund nun auch in Österreich angekommen sei.

„Der Absturz der Auslastungszahlen in österreichischen Theatern ist kein Marketingproblem. Ob sie nun von 83 auf 68 Prozent sinken, von 84 auf 59 Prozent oder wie in einem Wiener Großbetrieb zeitweise bis auf 47 Prozent, macht letztlich wenig Unterschied.“

Weiter heißt es, dass es wohl nicht am „verkopften Programm“ liegen könne, denn:

„Wenn man wieder „richtige“ Stücke spiele, werde alles wieder gut. Oper und Konzerten gehe es sowieso prächtig. Doch es wird alle treffen. Der Publikumsschwund ist Symptom eines dramatischen Wandels gesellschaftlicher Verkehrsformen über nur wenige Monate. Alltagsroutinen wurden regelrecht verlernt. Der Citoyen hat sich ins Homeoffice zurückgezogen. Ihn da wieder herauszulocken ist die derzeit wichtigste politische Aufgabe für Theater, Festivals, Opernhäuser. Kulturelle Teilhabe ist am häuslichen Bildschirm allein nicht zu haben. Sie erfordert gemeinsame Aktivität im Präsenzmodus. Dabei muss es auch darum gehen, über diejenigen nachzudenken, die man bislang noch nicht erreicht hat.“

Mattheiß zitiert Erkenntnisse aus der Forschung zum Konzertbesuch:

„Sie [Tröndle u. Rhomberg] zeigen darin, dass das Durchschnittsalter der Konzertbesucher in den zwei Jahrzehnten um die Jahrtausendwende um elf Jahre gestiegen ist. Publikum wird zur schützenswerten Spezies. Statistiker registrieren einen stetigen Rückgang der Theaterbesuche seit den 1980er-Jahren. Theater, die ihre Existenz damit rechtfertigen, dass es sie schon zur Gründerzeit gab, bieten nur mehr die Hälfte ihrer ursprünglichen Kapazität an.“

Sein Fazit: Die Welt verändert sich, das trifft auch die Hochkultur. Vielleicht sei diese Veränderung gar kein Verlust, im Gegenteil:

„Das Theater der Zukunft wird ein Theater der Bildung sein und nicht mehr eines des Bildungsdünkels.

Quelle: Der Standard (AT)


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