in Publikumsschwund

Auslastung 25-35% im Privattheater, Geld reicht bis März

Eingangshalle und Kasse Theater am Dom, Köln.
Quelle: © 1971markus@wikipedia.de / Cc-by-sa-4.0, CC BY-SA 4.0 https://creativecommons.org/licenses/by-sa/4.0, via Wikimedia Commons

Die SZ hat ausführlich René Heinersdorf (ich habe schon einmal hier über ihn berichtet) interviewt. Heinersdorff leitet mittlerweile vier Privattheater, z.T. ehrenamtlich wie in München.

Anlass war sein Auftritt in der Komödie im Bayerischen Hof in München. Heinersdorff schreibt, spielt und leitet seine Theater. Als Autor, dessen Werke auch in anderen Theatern als den eigenen gespielt werden, sei er so erfolgreich, dass er hauptsächlich von seinen Autorentantiemen leben könne.

Er äußert sich zum Thema Nachhaltigkeit (weniger Fahrten, keine „Proben“Deko mehr, die anschließend vernichtet wird, Wiederverwendung von Bühnenbildern), Wirtschaftlichkeit (nicht genutzte Pandemiehilfen bei den Stadt- und Staatstheatern sollten zurücküberwiesen werden statt sie im eigenen Etat zu verplanen) und Herausforderungen als Sprecher der Privattheater im Deutschen Bühnenverein.

Er äußert sich natürlich auch über die Verkaufszahlen seiner Theater und das Thema Publikumsschwund, das auch ihn beschäftigt:

„Wenn wir vor der Pandemie eine Auslastung von 65 bis 75 Prozent hatten, dann sind es jetzt nur, mit Ausnahmen, 25 bis 30 Prozent. Deshalb steht nicht nur mir, sondern allen Privattheatern ein wirtschaftlich schwieriger Herbst bevor. Für jedes Haus existiert ein Plan, auf dem steht: Bei dieser Vorverkaufslage, bei den Reserven und Abogeldern, bei der Förderung, die noch zu erwarten ist, ist zu diesem Datum Schluss. Mein Haus in Essen beispielsweise kann so noch bis nächsten März, das in München noch etwas länger halten.“

Ein Problem sei auch, dass die Zuschauer:innen sich immer kurzfristiger entscheiden würden, eine Vorstellung zu besuchen. Das mache natürlich nervös.

Seine Schlussworte im Interview, auf die Frage, was er unternehme, um Publikum zurückzugewinnen und was eine gute Boulevardkomödie ausmache:

„Ich halte nichts davon, den Leuten zu erzählen, es sei ihre Pflicht, ins Theater zu gehen, damit sie die Kultur unterstützen. Wir haben uns zum Ziel gesetzt, keine „ollen Kamellen“ zu spielen, weil sie vor 20 oder 30 Jahren mal „hübsch“ waren. Und wir sind gefordert, nicht die Form, das Spiel mit Ästhetiken, über die Geschichte zu stellen. Das würde unser Publikum ratlos hinterlassen.“

Quelle: „Ich bin bereit, meine Gage den Abendeinnahmen anzupassen“. SZ, 30.9.2022 (ohne Paywall)


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