
Über den Kulturpass habe ich in diesem Blog mehrfach kritisch berichtet. Im neuen Bundeshaushalt werden dafür keine Mittel mehr bereitgestellt.
Der Bundesrechnungshof hat in einem Bericht gerügt, dass das BKM gar nicht berechtigt wäre, einen solchen Pass herauszugeben, da damit in die Kulturhoheit der Länder eingegriffen würde.
In der Presse wird berichtet, dass bisher ca. 30 Mio Euro IT-Kosten angefallen wären, die an die SAP für die Programmierung der Infrastruktur und der APP gegangen seien. Das sind fast ein Drittel der bisher angefallenen Kosten.
Die Süddeutsche Zeitung berichtet unter dem Titel „Bund streicht Geburtstagsgeschenk“ (Paywall). Kulturpass war eigentlich „erfunden“ worden (es gab ihn schon vorher in anderen Ländern der EU), um nach der Coronapandemie Jugendliche den Zugang zu Veranstaltungen zu erleichtern, nicht zuletzt, um der Veranstaltungsbranche wieder auf die Füße zu helfen.
Statt dessen:
Laut Bundesrechnungshof haben zum Stichtag am 31. Dezember 2024 rund 496 000 Personen der Jahrgänge 2005 und 2006 ihr „Kulturpass-Budget“ freigeschaltet. „Die Heranwachsenden reservierten bis Ende Juni 2025 mehr als 2,9 Millionen kulturelle Angebote in einem Gesamtwert von 56 Millionen Euro.“ Bei insgesamt 1,5 Millionen Nutzungsberechtigten beider Jahrgänge hat immerhin jeder Dritte die Gabe dankend angenommen. Somit scheint nicht die Quantität, sondern eher die Qualität der Kultur-Nutzung hinter den Erwartungen des Ministers zurückgeblieben zu sein. Als Branchen-Spitzenreiter nennt die Specherin den Buchhandel, gefolgt vom Kino: Topnachfrage im Bereich Belletristik bestehe im Genre New Adult unter anderem mit Titeln wie „Icebreaker“ von Hannah Grace oder „Verity“ von Colleen Hoover. Auch Ratgeberliteratur sei gefragt. Zum Beispiel „Die 1%-Methode – Minimale Veränderung, maximale Wirkung“ von James Clear oder „Can’t Hurt Me!“ von David Goggins.
Letzten Endes hat der Kulturpass hauptsächlich dem Buchhandel beim Etablieren einer neuen Kategorie geholfen: dem Bereich New Adult Fiction. Auch Mangas sollen sehr beliebt gewesen sein.
Auch der Deutsche Kulturrat äußert sich heute zum Kulturpass und lobt die große Zahl von Angeboten:
Den Anbietern von Kultur, also Kinos, Theater, Konzertveranstalter, Buchhandlungen usw., obliegt es, Angebote in der KulturPass-App bereitzustellen. Im August 2025 standen 3,3 Millionen Angebote zur Auswahl. Von vorneherein ausgeschlossen waren Games sowie die Nutzung von Streamingdiensten oder Onlinehändlern. Bewusst sollte mit dem KulturPass das physische Kulturangebot gestärkt werden.
Was der Artikel nicht erwähnt ist, dass dieses Angebot im Wesentlichen aus dem Veranstaltungskalender von Eventim und dem Katalog des Sortimentsbuchhandels mit mehr als einer Million Büchern bestand (darunter auch die Angebote rechtsradikaler Verlage, zumindest in der Anfangsphase).
Der Börsenverein des Deutschen Buchhandels hatte im Herbst 2024 stolz über die Bedeutung des Kulturpasses für den Buchhandel berichtet und folgende Grafik im Börsenblatt veröffentlicht (Stand: 2.10.2024 für beide Jahrgänge des Kulturpasses):
Die Verkäufe von Theatern, Clubs etc. waren mehr als bescheiden, mehr dazu in diesem Blogbeitrag „„Bühne und Konzert“ – ein Blick auf die Daten hinter dem KulturPass„.
Hier eine Grafik (Stand Dezember 2018) aus dem o.a. Blogbeitrag:

Auffällig ist der hohe Durchschnittspreis der Karten. Jugendliche erhalten i.d.R. stark verbilligte Karten in den Theatern. Ebenfalls auffällig: die geringe Anzahl der Abrufe. Weitere Beispiele finden sich im Blogbeitrag.
Der Kulturpass war leider mit heißer Nadel gestrickt und nicht passgenau auf seine Ziele hin implementiert. Der Börsenverein fordert den Fortbestand, das ist bei den Zahlen selbsterklärend. Der Bühnenverein hat sich bisher nicht geäußert, die Zahlen geben das wohl auch nicht her.
Auf der Website des Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien (BKM), Wolfgang Weimar, findet sich kein Hinweis mehr zum Thema. Die Website für den Kulturpass existiert noch für die Abwicklung der Restguthaben bis zum Jahresende: „Das Budget kann noch bis zum 31.12.2025 ausgegeben werden.“ (Website Kulturpass.de)
Quellen:
KulturPass Ja/Nein?, Politik & Kultur, 27.8.2025
„Bücher sind die erste Wahl beim KulturPass„, Börsenblatt, 7.2.2025
„Bund streicht Geburtstagsgeschenk„, Süddeutsche Zeitung, 26.8.2025 (Paywall)
„„Bühne und Konzert“ – ein Blick auf die Daten hinter dem KulturPass“ in diesem Blog
Kulturpass – Die Website
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