in Publikumsschwund

Entwicklung der Besuchszahlen der öffentlich geförderten Theater in Deutschland von 2018/19 bis 2022/23

Der Deutsche Bühnenverein hat am 14.3.2025 die Theaterstatistik für die Spielzeit 2022/23 veröffentlicht. 2022/23 war die erste Spielzeit, in der eine Normalisierung nach der Pandemie langsam sichtbar wurde. Spannend werden eigentlich erst wieder die nächsten beiden Theaterstatistiken, an denen man hoffentlich eine vollständige Erholung der Zahlen ablesen kann, dafür werden wir aber bis 2027 warten müssen.
Claudia Schmitz, Geschäftsführende Direktorin des Deutschen Bühnenvereins, schreibt in ihrem Vorwort:

Die Rückkehr zur Normalität trotz multipler Krisen – so könnte man die Spielzeit 2022/2023 überschreiben, deren Daten wir mit dieser Statistik vorlegen.
Die Saison 2022/2023 startete wenige Monate nach dem Überfall Russlands auf die Ukraine. Die sich anschließende Energiekrise und die aufkommende Angst vor einer erneuten Schließung der Bühnen aus energiepolitischen Gründen verhinderten nicht, dass die Menschen zurück in die Theater und Orchester strömten.
Die Zahl der Veranstaltungen stieg um rund 15% deutlich an in Richtung Vor-Corona-Niveau, die Zahl der Besuche sogar um 64%, im Vergleich zum Vorjahr.
Mit 22,4 Millionen Besuchen manifestieren die Theater und Orchester klar, dass ihnen eine wichtige Bedeutung in der Gesellschaft zukommt.

2022/23 lagen die Besuchszahlen noch 22,5% unter der letzten vollständigen vorpandemischen Spielzeit 2018/19. Die Spielzeit 2019/20 wurde ja vorzeitig von der Pandemie im März 2020 beendet (68,3%), 2020/21 stand voll im Zeichen von prozentualen Beschränkungen, Schachbrettmustern und Schließungen (10,6%), 2021/22 sah eine zögerliche Rückkehr 48,9%.

Die Besuchszahl von 22,4 Mio Besuchen, die Claudia Schmitz in ihrem Vorwort nennt, weicht deutlich ab von der Zahl 14,4 Mio Besuche, die hier in den Auswertungen gezeigt werden. Die 14.4 Mio Besuche beziehen sich auf die Besuche am eigenen Ort aus der Summentabelle des Bühnenvereins. Da in den Summentabellen weder Privattheater noch Festivals, Produktionshäuser oder selbständige Kulturorchester vorkommen, werden diese Besuche, auch aus Gründen der Vergleichbarkeit, hier nicht mitgerechnet.

Die Besuchszahlen haben sich in den Sparten unterschiedlich entwickelt, die folgende Grafik zeigt die Entwicklung der Sparten bezogen auf 2018/19 als Bezugsgröße von 100%:

Die erfolgreichste Erholung hat die Sparte Tanz hingelegt, gefolgt von den Konzerten der Theaterorchester und der Sparte Musical (beide 82%) und der Sparte Figurentheater (81%). Das Musiktheater hat nicht so stark zugelegt, die Oper liegt bei 77%, die Operette gar nur bei 52%. Deutlich nachgelassen haben auch die sonstigen Veranstaltungen, die nur bei 64% liegen. Besonders bedauerlich, dass das Kinder- und Jugendtheater erst bei 76% liegt, da gibt es noch viel aufzuholen.
Ein Blick auf die Tabelle der absoluten Zahlen zeigt die Entwicklung im Überblick, darunter findet sich die prozentuale Erreichung der jeweiligen Sparte.

Bleibt zu hoffen, dass die Erholung der Zahlen sich in den Folge-Spielzeiten weiter fortsetzt.

Caveat: Die Theaterstatistik zeigt in ihren Summentabellen nur einen Ausschnitt der Theater- und Orchesterbesuche. Nicht enthalten sind die Privattheater, die kommerziellen Theater, die soziokulturellen Zentren u.v.a. Wie und warum, zeige ich in meinem Buch „Publikumsschwund?“ auf (erschienen 2024 bei Springer), in dem ich auch vorschlage, eine allgemeine Kulturstatistik von geeigneter Stelle erstellen zu lassen (BKM?).

Mein Buch ist im wesentlichen im Sommer und Herbst 2023 entstanden, da waren nur Pandemiezahlen verfügbar, die für Auswertungen statistisch keinen Sinn machten. Deshalb behandle ich im Buch die Spielzeiten bis zur letzten vollständigen vorpandemischen Spielzeit 2018/19. Nun sind zum ersten mal wieder Zahlen verfügbar, die eine Entwicklung nach dem Ende der Pandemie zeigen.

Quelle: Theaterstatistik des Deutschen Bühnenvereins 2018/19 bis 2022/23, kostenloser Download als PDF. Ältere Ausgaben der Theaterstatistik sind auf Anfrage beim Bühnenverein erhältlich.

Das Buch: „Publikumsschwund? Theaterstatistik seit 1949“ – Bestellhinweise (Print, PDF, Kindle): https://publikumsschwund.wordpress.com/2024/05/18/jetzt-verfugbar-mein-buch-publikumsschwund/


Entdecke mehr von Publikumsschwund

Melde dich für ein Abonnement an, um die neuesten Beiträge per E-Mail zu erhalten.

Schreibe einen Kommentar

Kommentar