in Publikumsschwund

Joachim Meyerhoff über das Weihnachtsmärchen

Das neue Buch von Joachim Meyerhoff, in dem er ausführlich seine Erfahrungen als Darsteller im Weihnachtsmärchen schildert.

Vor einigen Tagen habe ich in einem Blogbeitrag auf einen Beitrag auf nachtkritik.de zum „Weihnachtsmärchen“ oder auch „Familienstück“ berichtet und einige Zahlen beigesteuert.

Nun habe ich endlich das neue Buch von Joachim Meyerhoff gelesen, das vor einigen Wochen erschienen ist. Sein zweiter Familienroman „Wann wird es endlich wieder so, wie es nie war?“ ist der von mir sicher meistzitierte Buchtitel in meinem Leben – immer, wenn es nostalgisch wird und jemand sich nach der „guten alten Zeit“ zurücksehnt, kontere ich mit damit.

In seinem neuen Roman „Man kann auch in die Höhe fallen“ berichtet er über eine Auszeit, die er nach seinem Schlaganfall genommen hat – auf dem Land bei seiner Mutter. Dabei findet er wieder zu sich, schreibt über seine Mutter und schildert zahlreiche Theateranekdoten.

Im Zusammenhang mit dem Weihnachtsmärchen bestätigt er aus Sicht eines betroffenen Schauspielers, wie schwierig das Thema für die Künstler ist:

In den über dreißig Jahren, die ich Theater spiele, musste ich dreimal das Kinderstück machen, und jedes Mal war es schrecklich. […] Immer wieder, viele Jahre lang, saß ich in irgendeiner deutschen Kleinstadt zusammen mit meinen Kolleginnen und Kollegen auf der sogenannten internen Spielplanverkündigung und hatte Angst, im Kinderstück besetzt zu werden. Und so wurde es einem auch von den jeweiligen Intendantinnen oder Intendanten mitgeteilt, mit Trauermiene, als würde man in die Verbannung geschickt. “Lieber Joachim, es tut uns unfassbar leid, aber du bist wieder im Kinderstück.” […] Jahr für Jahr gab es bei den im Kinderstück Besetzten Tränen und verzweifelte Rufe in die Runde: »Bitte, bitte nicht. Das könnt ihr nicht machen. Nicht schon wieder!”

Natürlich hatten die Kinder nur das Beste verdient, die talentiertesten und ambitioniertesten Kräfte, die ein Theater aufzubieten in der Lage war, denn immerhin waren, das wurde stets betont und wiederholt, das die Zuschauer der Zukunft, aber die Realität sah anders aus. Im Kinderstück landeten meist die, die nirgends anders zu besetzen waren, oder die, die an den Theatern hängen geblieben waren. Es wurde der Spielplan gemacht, die Stücke wurden durchbesetzt, es wurde geguckt, wer zu wenig zu tun hatte, und dann wurde nach einem passenden Kinderstück gesucht, in das man möglichst alle Übriggebliebenen hineinstopfen konnte. Es wurde alljährlich mit großem Aufwand der Leitung schöngeredet, kam aber einer Demütigung gleich.

Also: große Buchempfehlung auch für den Rest!

Quelle: Joachim Meyerhoff: Man kann auch in die Höhe fallen (im Buchhandel)


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