in Publikumsschwund

Der neue Klassik-Knigge des NDR

Adolph Freiherr von Knigge (Wikipedia)

Bei dem Begriff „Knigge“ stellen sich vielen die Haare auf. Man denkt schnell an ein altväterliches Benimmbuch und Schläge auf die Hände mit dem Lineal oder Schlimmeres, wenn man sich nicht richtig benimmt. Dieser Gedanke beruht auf einem Missverständnis, Knigge verstand sich als Aufklärer und schrieb dazu das Buch „Über den Umgang mit Menschen„, Benimmregeln fügt der Verlag erst nach seinem Tode hinzu.

„Richtiges Benehmen“ ist ja in der Kultur gelegentlich Thema. Immer wieder gibt es Bücher wie Daniel Hopes „Wann darf ich klatschen?“ oder Christiane Tewinkels Buch „Bin ich normal, wenn ich mich im Konzert langweile?“. Viele Menschen fühlen sich vom Klassik- und Theaterbetrieb ausgeschlossen, weil sie Angst haben, sich falsch zu verhalten, falsch anzuziehen usw. – sicher auch ein Teilhabeproblem. Die Bertelsmann-Studie zum Musikbetrieb im letzten Frühjahr sowie die IKTF-Studien in Berlin zeigen klar auf, dass große Teile der Bevölkerung sich nicht angesprochen fühlen von den Angeboten.

Jetzt hat der NDR mit einem Klassik-Knigge mit dem queeren Hamburger Tarik Tesfu nachgelegt und versucht sich beim Influencer-Marketing. Das Ziel ist natürlich die Erschließung neuer Publikumsschichten, indem man ihnen die „Angst“ vor einem Konzertbesuch nimmt.

Ob das gelingt, ist offen – und die Erfolgsmessung wird nicht einfach, sollte sie überhaupt jemand versuchen … Ein „gefällt“ mit 74x ist da auch noch nicht die Welt …

Den Hinweis auf diese Initiative des NDR verdanke ich der Folge 84 des Podcasts von Axel Brüggemann und Dorothea Gregor „Alles klar, Klassik?“ mit dem Titel „Klassik-Knigge mit Hafermilch“ (hier: https://alles-klar-klassik.podigee.io/84-new-episode, auch auf Spotify u.a. Plattformen).


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