Wo bleibt das Publikum? – Recherche zu einem Thema der Stunde – nachtkritik.de

#publikumsschwund, #theater, #nachtkritik

Sophie Diesselhorst, Redakteurin bei nachtkritik.de, widmet sich in einem langen Text dem Phänomen Publikumsschwund, das allerdings nicht ganz neu ist. Schon vor der Pandemie zeichneten sich für manche Theater niedrigere Zuschauerzahlen ab. Neu sei allerdings, dass erstmals offen über Auslastungszahlen gesprochen werde, das sei vor der Pandemie eher unüblich gewesen.

Sie berichtet u.a. auch über die Nichtbesucherstudie von Prof. Tröndle aus 2019, in er für mehr Nähe zwischen Theater und Zuschauer plädiert. Sie stellt ausführlich das Audience-Development-Programm des Schauspielhauses Zürich vor, das aber bisher wohl nicht vor den sinkenden Zuschauerzahlen geschützt hat.

Ob das bestehende Abo-Modell mit seinen fallenden Zahlen (meine Auswertung der Theaterstatistik) das richtige für die heutige Zeit sei, sei offen. Möglicherweise sei ein „Buddysystem“ (Harald Wolff, Vorstand der Dramaturgischen Gesellschaft) besser angebracht. Und sie zitiert den Vorschlag des Autors dieses Blogs, das Krankheits-Risiko aus dem Kartenkauf herauszunehmen und durch eine bedingungslose Rücknahme zu ergänzen. Die erfolgreichste Methode, neues Publikum zu gewinnen, seien übrigens nachweislich Empfehlungen via „word-of-mouth“, klassische Werbung oder gar Plakate spielen keine Rolle mehr.

Sophie Diesselhorst stellt zum Schluss ihren Filmessay „Publikumsgespräch“ vor, für den sie 2021/22 acht Menschen mit hoher Theateraffinität interviewt hat.

Ihr Fazit (und auch immer mein Credo):

Auslastungszahlen können auf die Dauer nicht vor der Politik versteckt werden. Insofern ist es wichtig und gut, wenn die Theater-Community sich jetzt sowohl der wissenschaftlichen und künstlerischen Besucher:innen- als auch Nichtbesucher:innen-Forschung widmet, solange die entscheidenden Weichen noch gestellt werden können.

Am Donnerstag, dem 30.6.2022, wird die Filmpremiere um 19 Uhr auf nachtkritik.plus stattfinden. Anschließend wird es eine Expert:innen-Diskussion zum Thema geben. Der Autor ist eingeladen (und freut sich).

Quelle: Wo bleibt das Publikum? nachtkritik.de, 23.6.2022