in Publikumsschwund

„Nummer unsicher“ – Das unberechenbare Publikum

Konzerthaus Dortmund
Foto: Matrixplay, CC BY-SA 2.0 DE https://creativecommons.org/licenses/by-sa/2.0/de/deed.en, via Wikimedia Commons

Der Musikjournalist und Mitbegründer der Plattform takt1.de*, Holger Noltze, hat sich heute über das gegenwärtige Publikum in den Konzertsälen der Republik Gedanken gemacht:

Zuletzt freute ich mich auf einen Konzertabend. Tolles Orchester, Dirigent, vielversprechendes Programm. Ich teilte die Freude mit einem Kollegen, der zufällig über die Vorverkaufslage im Bilde war. Schwach verkauft, trotz der guten Papierform. Als ich zwei Tage später im Saal saß, hatten sich die Reihen auf wundersame Weise geschlossen. Nicht ganz, aber fast ausverkauft! Es war aber kein Wunder, sondern ein Trend, der Intendant:innen, Planern, Marketingmenschen – allen, die mit der ohnehin nicht einfachen Aufgabe befasst sind, Säle zu füllen, zunehmend Kopfschmerzen macht. Spätestens seit Corona (was macht eigentlich Corona?) ist das Publikum eine noch unberechenbarere Größe geworden. Wo vor nicht allzulanger Zeit auf relativ verlässliche Fundamente von Abonnements zu bauen war, ist ein Konzert- oder Opernbesuch heute eine ziemlich spontane Angelegenheit, zumindest der Ticketkauf.

Noltze fragt sich, ob diese kurzfristige Planung (die noch empirisch zu verifizieren wäre – ein Aufruf an Ticketdienstleister wie Eventim, die Buchungen mal zu analysieren!) bei den Besucher:innen möglicherweise Auswirkungen auf die Programmplanung haben könnte und kommt zu dem Schluss:

Ist das schlimm? – Nein, wenn es dem allbekannten Einerlei im Klassikbetrieb ein Ende macht. – Ja, wenn es Planerinnen und Planern einen Zwang zum vor allem verkäuflichen Event auferlegt und subtilere, weniger sensationelle, aber sinnvolle Programmierungen verhindert. Box-office-Logiken sind noch keine Dramaturgie.

Siehe dazu auch meinen Blogbeitrag zu zwei Konzerten in der Tonhalle Zürich mit Paavo Järvi – Mahler 5 sehr gut besucht (neues Format), Bartók Violinkonzert eher schlecht besucht.

Quelle: Newsletter https://www.takt1.de/b2b/ vom 14.2.2024. Autor: Holger Noltze. Mit freundlicher Genehmigung für die etwas längeren Zitate von takt1.de.

* gemeinsam mit Benedikt Stampa, Intendant Konzerthaus Dortmund


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