in Publikumsschwund

Metropolitan Opera kämpft und muss Stiftungskapital angreifen

Metropolitan Opera, New York City
Foto: Billie Grace Ward from New York, USA, CC BY 2.0 https://creativecommons.org/licenses/by/2.0, via Wikimedia Commons

Die Met in New York tut sich weiterhin schwer, ausreichend Publikum anzuziehen. Die New York Times berichtet am 25.1.2024 ausführlich über die Lage.

Bereits in der vergangenen Saison hat das MET-Management dem Stiftungskapital 30 Mio. Dollar entnommen, in dieser Saison weitere 40 Mio. Dollar. Das Kapital liegt nun bei nur noch 255 Mio. Dollar. Das jährliche Budget der Met liegt bei ca. 400 Mio. Dollar. Das Stiftungskapital soll eigentlich durch Zinsen helfen, den Betrieb der Oper zu gewährleisten (neben Einnahmen durch Kartenverkäufte und Sponsorengeldern, staatliche Subventionen wie in Deutschland gibt es in den USA nicht). Der Wert des Stiftungskapitals konnte in den letzten Jahren kaum vermehrt werden, durch niedrige Zinseinahmen und jetzt die Inflation hat das Stiftungskapital allerdings nicht viel abgeworfen.

Das Platzangebot der MET ist allerdings riesig: der große Saal bietet 3.850 Plätze, das größte deutschen Opernhaus, die Deutsche Oper in Berlin, mit 1.859 Plätzen nur knapp die Hälfte. So ein Haus Abend für Abend zu füllen, ist natürlich eine Herausforderung (Eintrittspreise ab 85 USD, im Durchschnitt 524 USD).

Der Leiter der Met, Peter Gelb, verweist darauf, dass es besser sei, das Kapital anzugreifen statt in die Insolvenz zu gehen.

Es gebe Zeichen allerdings Zeichen der Besserung, so sei die Auslastung mit 73% in dieser Spielzeit wieder fast auf vorpandemischem Niveau (Spielzeit 2022/23 = 63%).

Das Durchschnittsalter der Opernbesucher:innen sei von 50 auf 44 gesunken – ein gutes Zeichen, in deutschen Opernhäusern liegt das Alter eher bei 65+.

Allerdings liegt der Ticketumsatz 25 Mio. Dollar unter den vorpandemischen Zahlen. Auch die internationale Übertragung von Vorstellungen in Kinos trage sich gerade selber, aber nichts zum Erlös bei.

Die Met steht mit ihren Problemen nicht alleine da. Quer durch die USA werden weniger Aufführungen angesetzt, Produktionen gestrichen und Personal entlassen, die Oper in Syracuse (New York) hat im November sogar ihren Betrieb für den Rest der Spielzeit eingestellt und das Personal beurlaubt. Das sind nicht nur Auswirkungen der Pandemie, sondern Tendenzen, die seit Jahren zu erkennen sind, ähnlich wie im Rest der Welt. Die US-Kulturberaterin Ruth Hartt hat die Besuchszahlen von Kultureinrichtungen der US-Amerikaner untersucht und kommt zu dem Ergebnis, dass diese seit 1982 massiv eingebrochen sind (s. Blogbeitrag).

Die Met muss sich verändern. Nach einem pro-bono-Gutachten der Boston Consulting Group sollen u.a. diese Veränderungen für eine Besserung sorgen:

  • Weniger Vorstellungen: 194 Vorstellungen statt 215 in der letzten Saison
  • Umstellung auf einen eher Stagione-ähnlichen Betrieb (derzeit finden bis zu 4 unterschiedliche Vorstellungen pro Woche aus dem Repertoire statt)
  • An den Wochenende sollen die eher populären Produktionen gespielt werden (z.B. La Bohème)
  • Mehr zeitgenössische Produktionen

Ob letzteres wirklich das geheime Mittel zum Erfolg führt? Seit einiger Zeit wird immer wieder berichtet, zeitgenössische Opern seien erfolgreicher als alte Produktionen aus dem Repertoire, man wolle sie vermehrt im Spielplan ansetzen.

Hier einige Auslastungszahlen:

Zahlen aus der NYT (Link s. u.)

Der größere Erfolg zeitgenössischer Opern (z. B. von „X“) scheint denn auch eher anekdotisch denn strukturell.

Quelle: Met Opera Taps Its Endowment Again to Weather Downturn, New York Times, 25.1.2024 (Paywall)


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  • Peter Gelb wollte schon 2009 die MET zukunftssicher machen – Publikumsschwund

    […] 14 Jahre später kämpft die Met immer noch oder schon wieder, s. hier. […]