Schreibt der Intendant des Regensburger Theaters, Klaus Kusenberg, vor einigen Tagen auf LinkedIn. Mit seiner Erlaubnis publiziere ich hier seinen Text in Gänze:
„Stop! Sofort aufhören!
Jetzt ist das Theater endlich wieder in den Nachrichten, und womit? Mit der Tatsache, dass uns angeblich die Zuschauer wegbleiben. Das darf doch nicht wahr sein! Was ist das für eine Öffentlichkeitsarbeit? Wie konnte der tatsächliche (oder einfach nachgeplapperte) Publikumsschwund zum alles beherrschenden Thema werden? Zumal außer Pessimismus, Lamentieren und den abstrusesten Begründungsversuchen nicht viel zu hören ist. Damit muss Schluss sein! Unerträglich, im Radio ratlose und depressive KollegInnen zu erleben, ohne kraftvolle, selbstbewusste Antworten. So ernten wir vielleicht Mitleid und Abwicklungsphantasien, aber sicher keine Neugier oder politische Unterstützung. Es gibt durchaus Gegenbeispiele, das Theater Regensburg zum Beispiel (und wir sind nicht die einzigen). Unser Haus ist voll, bis zum Beginn der Pfingstferien schwankte die Auslastung um die 90% – quer durch alle Sparten. Jetzt wird es sommerbedingt etwas schwieriger, aber für die Ausrufung einer desaströsen Zeitenwende ist das Theater definitiv nicht der passende Gegenstand. Wir haben unser Abo-Publikum während der Pandemie nicht jahrelang ignoriert, wir bieten einen zeitgenössischen, relevanten Spielplan und wir verfügen über eine enge Bindung zu unserem Publikum. Wenn Plätze leer bleiben, ist eine ehrliche Ursachenforschung nötig, keine verschwurbelte Untergangsstimmung! Weder sitzen die Leute traumatisiert zu Hause herum und haben verlernt, ins Theater zu gehen, noch sind wir angewiesen auf festangestellte Wissenschaftsgrößen, die unseren Weg der Kunstproduktion endlich mal neu erfinden wollen. Dies ist keine Zeit für Kleinmut! Kopf hoch!!“
LinkedIn-Beitrag, Klaus Kusenberg, 9.10.2022
Ich nehme gerne weitere Gastbeiträge für diesen Blog entgegen, die Aufbruchstimmung und gute Zahlen zeigen.
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