
Thomas Kramar berichtet in einem Artiekl in der Presse für Österreich, dass die Auslastungszahlen je nach Sparte und Theater sehr unterschiedlich seien.
Die Staatsoper habe mittlerweilse eine Auslastung von 98% erreicht. Das Burgtheater hingegen liege für den April 2023 erst bei einer Auslastung von 77%.
Benannt werden auch das Problem der „Sperren“ bei der Nennung von Auslastungszahlen, auf die ich in der Vergangenheit auch schon hingewiesen habe (s.u.). Bei schlechten Besuchszahlen werden gerne Bereiche in Theatern gesperrt, z. B. einer oder mehrere Ränge. Manche Häuser berechnen dann die Auslastung in Prozent der nicht gesperrten Plätze:
Umstritten waren die Angaben des Volkstheaters: Bei der Pressekonferenz am 11. Mai deklarierte Geschäftsführer Cay Urbanek eine Auslastung von 63 Prozent, was ohnehin nicht viel ist. Er sagte aber nicht gleich dazu, dass das Volkstheater oft, weil man für Vorführungen schlechten Verkauf erwartet, prophylaktisch Sitzreihen oder ganze Ränge „sperrt“ – also nicht in den Verkauf bringt – und dann die Auslastung nur auf die angebotenen Plätze bezieht.
Das ist auch gelebte Praxis an deutschen Theatern. Mein (fiktives) Beispiel zur Steuerung von Auslastungszahlen aus einem früheren Blogbeitrag:

Man sieht deutlich, wie sich die Auslastung in % bei der Sperrung von Rängen verändern kann. Sinnvoll wäre, man würde bei solchen Untersuchungen zusätzlich den KPI (Key Performance Indicator) der Finanz-Auslastung nennen, Umsätze sind da eindeutiger. Passend dazu wäre dann auch die Angabe des Massettenwertes (mehr hier), eines KPIs, das ich aus Österreich kenne: der Umsatz einer Veranstaltung, die zu 100% zum Vollpreis verkauft wird, also das Umsatzpotential.
Zum Schluss weist der Artikel in der Presse auf eine angeblich geänderte Aufführungspraxis in Deutschland mit größeren Erfolgsaussichten beim Publikum zurück:
Es werden wieder mehr bekannte Stücke gespielt; der vor allem von der Zeitschrift „Theater heute“ und vom Berliner Theatertreffen gepredigte Trend zu Überschreibungen, Stückentwicklungen und postdramatischen Formen nimmt ab. Er hat vielen Stadt- und Staatstheatern in Deutschland empfindliche Einbußen gebracht, ihre österreichischen Pendants sind ihm deutlich weniger gefolgt.
Ob da so ist, wie hier behauptet wird, lässt sich empirisch nicht nachvollziehen.
Quelle: Die Theater gewinnen ihr Publikum nur zum Teil zurück. Die Presse, 21.5.2023
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