in Publikumsschwund

Textaufgabe in der Berliner Morgenpost – Zuschauer:innen, Bühnen und Prozente

Bild kreiert von Dall-E

Die Berliner Morgenpost hat Zahlen zur Besuche-Entwicklung an Berliner Bühnen vorgestellt. Wie so oft bei Artikeln mit zu vielen Zahlen, wird durch Weglassungen und fehlende Prozentberechnungen Verwirrung gesät.

Eigentlich berichtet der Artikel, dass die Besuche an Berliner Bühnen wieder zugenommen haben und stellt eine Rangliste vor. Wenig überraschend hat die leichte Muse gewonnen, der Friedrichstadtpalast mit seiner Show ARISE nimmt konkurrenzlos den ersten Platz ein.

Das meistbesuchte Haus im Jahr 2022 war der Friedrichstadt-Palast. Die Bühne zog unter anderen mit der Arise Grand Show 432.468 Besucher an, die für eine Eintrittskarte zahlten.* Dahinter folgte die Stiftung Berliner Philharmoniker (234.193 verkaufte Eintrittskarten) und die Staatsoper Unter den Linden (190.149). Die Deutsche Oper schaffte es mit ihrem Programm lediglich auf Platz 4 mit 168.713 verkauften Karten. Die Komödie am Kurfürstendamm, die nun vorübergehend am Potsdamer Platz eingezogen ist, bewegte sich im oberen Mittelfeld mit 102.033 verkauften Karten. Das Schlusslicht der 36 aufgelisteten Bühnen machte das Theater Thikwa in Kreuzberg. Dort wurden im vergangenen Jahr 1940 Eintrittskarten verkauft.

Als Grafik hätten sich die Zahlen auch gut gemacht, man hätte noch viele andere Bühnen mit erwähnen können:

Grafik vom Autor auf Basis der Angaben im Beitrag der Morgenpost

Eingangs gibt es noch ein paar Zahlen:

Die Berliner Bühnen und Orchester ziehen wieder mehr Publikum an. Im abgelaufenen Jahr wurden rund 2,5 Millionen Eintrittskarten für die Vorstellungen der institutionell geförderten Theater, Orchester und Tanzgruppen in Berlin verkauft. Das bedeutet nach Angaben der Senatsverwaltung für Kultur und Europa einen Zuwachs von mehr als 144 Prozent im Vergleich zum Jahr 2021.

144% von 2.5 Mio liest sich gut. 2021 war ein Jahr, das stark von Corona geprägt war. Wie viele Karten wurden da verkauft? Muss man sich selbst ausrechnen. Und der prozentuale Vergleiche zum letzten Vor-Corona-Jahr fehlt ebenfalls. Also: Dreisatz angeworfen und gerechnet:

Die farbigen Felder wurden aufgrund der Angaben im Beitrag errechnet.

Oder wahlweise als Grafik:

Grafik vom Autor auf Basis der o.a. Tabelle

Nach wie vor fehlten also in 2022 fast ein Viertel der Besucher:innen von 2019, ein Wert, der sich mit den Werten anderer Untersuchungen in etwa deckt. Der (noch)Kultursenator Klaus Lederer über die Verkaufszahlen:

„Eine lange Zeit der Einschränkungen, zahlreiche Hilfsprogramme des Berliner Senats und zwei Haushaltsrunden später dürfen wir feststellen: Es hat funktioniert“, sagte er.

Wenn Lederer das als Berliner Erfolg wertet, muss man das mit Einschränkungen sehen. Die Berliner haben von vielen Hilfsprogrammen profitiert, allerdings genau wie fast alle Bühnen im Rest der Republik. Und die akutellen Auslastungszahlen scheinen, genau wie im Rest der Republik, immer noch Luft nach oben zu lassen.

Quellen:

Das sind die beliebtesten Bühnen in Berlin. Berliner Morgenpost, 13.4.2023

An den Berliner Bühnen kommt das Publikum zurück. Senatsverwaltung für Kultur, Pressemitteilung, 13.4.2023

*ARISE läuft im Friedrichstadtpalast Berlin zu Kartenpreisen von €29,90 bis €279,90. Ein Blick auf den Saalplan der Vorstellung am Donnerstag, dem 20.4.2023 zeigt, dass die Vorstellung sehr gut verkauft ist.

Quelle: Webshop des Friedrichstadtpalastes
Der Link wird vermutlich nach Beginn der Vorstellung am 20.4. nicht mehr funktionieren.
Aufgerufen am 17.4.2023, 14.36 Uhr

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