Publikumsschwund an den Münchner Kammerspielen

Christine Dössel schreibt in der Süddeutschen Zeitung ausführlich über die gefühlte Misere an den Münchner Kammerspielen.

Das Publikum fehle massiv:

An den Münchner Kammerspielen läuft es nicht gut. Wer es nicht selbst erlebt hat in halb leeren Aufführungen, dem pfeifen es die Spatzen von den Dächern. Oder man bekommt es vom geschäftsführenden Direktor Oliver Beckmann in Zahlen – mit dem Zusatz „Mir tut das in der Seele weh“: 55 Prozent Auslastung im Zeitraum Oktober 2022 bis Ende Februar. Das ist miserabel. (Zum Vergleich: Münchner Volkstheater im Januar 96 Prozent; Berliner Schaubühne 97,53 Prozent).

Die Auslastung sei bis zum März auf 64% gestiegen, das sei aber lt. Dössel einer besonderen Produktion geschuldet:

… zu der sehr wesentlich „A scheene Leich“ von und mit dem allseits beliebten Gerhard Polt und den Well-Brüdern beiträgt mit stets ausverkauften Vorstellungen.

Über die Ursachen muss spekuliert werden. Das tut Christine Dössel ausführlich.

Hauptgrund für das ausbleibende Publikum sei , dass vieles „gut gemeint“ sei, aber „oft nicht gut gemacht“. Und: beim „eh schon überzeugten Publikum“ würden offene Türen eingerannt, da es sich bei den Produktionen häufig um simples Bekenntnistheater handle.

Nichts genaues weiß man allerdings nicht, da es, wie so oft in diesen Fällen, keine aktuelle (Nicht)Besucherbefragung gibt, der man die Gründe entnehmen könnte.

Der Vertrag mit der Intendantin Barbara Mundel wurde vorzeitig von der Stadt München bis 2028 verlängert. Nun soll ein „Kammer-Rat“ der Intendantin zur Seite gestellt werden, mit Vertretern der Kammerspiele und aller im Stadtrat vertretenen Parteien – damit das Theater wieder voller wird.

Quelle: „Da geh ich nicht mehr hin“, Süddeutsche Zeitung, 8.4.2023 (Paywall, bei Blendle.com auch einzeln zur Ansicht erhältlich)