in Publikumsschwund

Der wahre Grund, warum die Theater leer bleiben – Clickbaiting in der WELT

Claus Peymann bei einer Lesung im Theater Bremen 2018
Foto: Rainer Glaap

Am 12.1. lockt Jan Küveler in der WELT mit der vollmundigen Behauptung in der Titelzeile seines Beitrags, den „wahren“ Grund für den #Publikumsschwund im Theater zu kennen. Da der Artikel sich hinter einer Paywall befindet und die Welt keine Möglichkeit bietet, einzelne Artikel zu kaufen (bei blendle.com ist sie auch ausgestiegen), werde ich für 10 min. und 1€ kurz Abonnent, um den Artikel lesen zu können.

Jan Küveler schlägt den ganz großen Bogen von Claus Peymann und Peter Handke (Publikumsbeschimpfung) über Günther Rühle (erst Kritiker, dann Intendant, zuletzt Chronist) zu heutigen Künstlern. Zu Pollesch schreibt er:

René Pollesch, Intendant der Berliner Volksbühne, der die Abkapselung in der eigenen Lustlosigkeit zur Ästhetik zu verbrämen sucht, variiert die Strategie und stellt sich bei Interviewanfragen gern tot. So gerät das Theater seit geraumer Zeit zunehmend zur Blackbox, in der bestimmt irgendwas passiert, aber was, das wissen nur die griechischen Götter, um die es auch immer seltener geht.

Mit dem Theater geht es also bergab und schon folgt die erste belastbare Zahl des Artikels: -86% Zuschauer:innen meldet der Deutsche Bühnenverein für die Saison (s. Blogbeitrag). Die nächste Zahl beruht auf Hörensagen: Zu ca. 60% sollen die Theater derzeit ausgelastet sein. Die Zahl ist aber nicht belastbar, so genau seien die Zahlen nicht bekannt. [Anm: Die neue Statistik des Deutschen Bühnenvereins für die Saison 2020/21 ist für den 31.1.23 angekündigt (s. Blogbeitrag) und wird wegen der Lockdowns und den Beschränkungen während der Pandemie auch keine viel besseren Zahlen liefern können. Theater selbst liefern nur bei guten Zahlen Informationen und das auch nur anekdotisch.]

Weitere Erklärungsversuche, warum die Theater leer bleiben, folgen:

  • die Bühnen kreisten um sich selbst,
  • sie beschäftigten sich mit Machtmissbrauch in den eigenen Reihen oder
  • sie verlören sich in identitätspolitischen Debatten (besonders Zürich ist da gerade unter Beschuss).

Immerhin erwähnt er den Erfolg von Florentina Holzinger an der Volksbühne (derzeit permanent ausverkauft, s. hier) und rät zum Schluss einigermaßen versöhnlich:

Ein Paradox bleibt sowieso bestehen: Gerade wer zur Ansicht neigt, die Zeit der Theater sei abgelaufen, der müsste fairerweise erst mal wieder öfter hingehen. Womöglich kauft er am Ende gar ein Abo.

Die Auflösung, was denn nun der wahre Grund sei, warum die Theater leer blieben, liefert uns Jan Küveler aber nicht. Schade. Hätte ich gerne gewusst.

Quelle: Der wahre Grund, warum die Theater leer bleiben. Die Welt, 12.1.2023 (Paywall)


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