
Quelle: Wikimedia, © Raimond Spekking & Elke Wetzig
Die Sendung war bisher leider meiner Aufmerksamkeit entgangen.
Der HR brachte am 11.11.2022 ein fast einstündiges Feature in seiner Reihe STUDIO KOMPLEX mit dem Thema „Theater lohnt sich nicht!“ und befragte zum Thema die Theaterkritikerin Esther Boldt, den Intendanten des Theaters Hagen Francis Hüsers (s. Blogbeitrag 9€-Ticket), den Intendanten des English Theatre Frankfurt Daniel Nicolai, den Soziologen Dieter Haselbach (s. Blogbeitrag) und den Schauspieler Nima Bazrafkan.
48 Minuten, die allen Standpunkten Platz bieten.
Der Schauspieler Nima Bazrafkan fasst zum Schluss zusammen: es fehle neues Publikum, die Stereotypen grassierten im Theater nach wie vor, viele Communities würden nicht erreicht, Intendanten hätten nach wie vor die absolute Macht („das letzte feudale System Europas“) und People of Color spielten weder mit noch säßen sie im Publikum (mangelnde Repräsentation führt zu ausbleibender Teilnahme).
Dieter Haselbach erwartet Verteilungskämpfe in den Kommunen – wenn das Geld knapp wird, werde sicher auch der i.d.R. größte Anteil in den jeweiligen Kulturetats zur Sprache kommen: die Finanzierung der Stadttheater. Möglicherweise würde sich auf Dauer ein ähnliches Modell etablieren, wie es in den Nachbarländern England und Niederlande schon lange gang und gäbe sei: einige wenige Produktionen werden in vielen (Gastspiel)-Theatern gespielt – ein Modell, dass auch in Deutschland außerhalb der Städte mit eigenen Ensembles schon lange Usus ist, das aber mit dem Makel „Provinz“ behaftet ist.*
Quelle: „Theater lohnt sich nicht!„, HR, 11.11.2022
*Diese Städte mit reinen Gastspieltheatern haben mit der INTHEGA (Interessengemeinschaft der Theater mit Gastspielen) eine eigene Interessenvertretung, die zwei Mal im Jahr Theatermärkte veranstaltet, zu denen sich Anbieter wie reine Gastspieltheater, Landestheater, freie Szene und die Veranstalter sich treffen.
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