Die Deutsche Bühne versucht in der Novemberausgabe zu ergründen, welche Bedeutung die Abonnements in deutschen Theater- und Opernhäuser noch haben. Leider etwas geschichtsvergessen, die Zahlen (und hier) sprechen seit Jahrzehnten eine klare Sprache, was der Artikel nicht thematisiert (dabei ist der Deutsche Bühnenverein sowohl der Herausgeber dieser Zeitschrift als auch der jährlich erscheinenden Theaterstatistik).

Die Pandemie hat auch hier, um diesen beliebten Begriff auch einmal zu verwenden, wie ein Brennglas gewirkt und die Defizite vorhandener Strukturen aufgezeigt. Die Zahlen stellen sich allerdings sehr unterschiedlich dar. Es gibt Häuser, die faktisch keinen Schwund im Abonnement feststellen, andere leider dramatisch. Manche konnten signifikant zulegen (s. hier). Die Ursachen für diese unterschiedlichen Auswirkungen sind unklar, es können, wie immer, nur Vermutungen angestellt werden.
Vor dem Hintergrund des demografischen Wandels und anderer Trends schreibt der Autor Thilo Sauer, dass nicht alle Häuser diese Entwicklung überhaupt als problematisch wahrnähmen.
Auffällig sei, dass Häuser in strukturschwachen Gebieten eher weniger vom Rückgang betroffen seien als Häuser in großen Städten. Bei denen es auch große Ausnahmen gebe wie z. B. das Thalia Theater in Hamburg – aber das liege möglicherweise an „einer konzisen künstlerischen Linie“ (der Elefant im Raum: die Kunst!).
Ob das Abo allerdings attraktiver werde, wenn statt Festplatz-Abonnements in Zukunft mehr Wahl-Abos verkauft werden, darf bezweifelt werden. Wahl-Abos führen häufig zum Gutschein-Frust, wenn zum Ende der Saison noch zu viele Gutscheine bei geneigten Besucher:innen übrig sind oder wenn, wie zumindest vor der Pandemie, z. B. bei der Staatsoper in München die Vorstellungen so gut gebucht waren, dass Gutschein-Inhaber:innen Schwierigkeiten mit der Einlösung hatten.
Fazit zum Schluss, und das ist sicher zutreffend und sehr richtig:
Die wichtigste Herausforderung aber bleibt der Kontakt zu den Menschen – per Mail, Brief oder Telefon.
Quelle: „Beziehungsprobleme“. In: Die Deutsche Bühne 11/2022, Online, in Bibliotheken oder im Buchhandel erhältlich
Entdecke mehr von Publikumsschwund
Melde dich für ein Abonnement an, um die neuesten Beiträge per E-Mail zu erhalten.
Webmentions
[…] Sicht immer noch hervorragende Abo-Zahlen. Lt. Statistik des deutschen Bühnenvereins (hier und hier) sind die Abozahlen zuletzt vor der Pandemie auf ca. 17% aller Tickets gesunken, ein historischer […]